Diese Mienen sagen alles

Das lange erwartete Treffen hat endlich stattgefunden: Chinas Präsident empfing erstmals seit Ausbruch der Inselkrise den japanischen Ministerpräsidenten. Doch ein Ende des Streits ist nicht in Sicht.

10.11.2014, von Petra Kolonko, Peking

© AP Vergrößern Ein unentspannter Handschlag: Shinzo Abe (links) und Xi Jinping

Xi Jinpings Lächeln wirkte dünn und etwas gequält, und auch Shinzo Abes Miene zeigte wenig Begeisterung. Doch das lange erwartete Treffen hat endlich stattgefunden. Am Montag empfing Chinas Staatspräsident Xi Jinping erstmals seit Ausbruch der Inselkrise vor zwei Jahren den japanischen Ministerpräsidenten. Damit sind die Kontakte zwischen beiden Ländern auf höchster Ebene wiederhergestellt. Die Eiszeit zwischen China und Japan ist vorbei.

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Die Begegnung in der Pekinger Großen Halle des Volkes fand auf japanischen Wunsch hin statt, wie die offiziellen chinesischen Berichte prominent herausstellten. Damit wurde klar gemacht, wer sich hier zu einem Entgegenkommen herabließ.

Japan spricht erstmals von einem Konflikt

Lange hatte die Regierung Abe auf ein Gipfeltreffen mit dem chinesischen Präsidenten erfolglos gedrängt. Bis vor wenigen Tagen war noch nicht klar, ob es beim Gipfel des Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsforums Apec in Peking zustande kommen würde. China willigte erst ein, nachdem Japan ein wichtiges Zugeständnis gemacht hatte: In einem Konsenspapier, das der chinesische Staatsrat Yang Jiechi und der Sicherheitsberater Abes am vergangenen Freitag ausgehandelt hatten, gibt die japanische Regierung erstmals zu, dass es „unterschiedliche Standpunkte“ zur Frage jener Inseln gibt, die von China Diaoyu und von Japan Senkaku genannt werden. Bislang hatte die japanische Regierung stets gesagt, dass es keinen Territorialkonflikt mit China gebe.

Doch der Text über die Inselfrage lässt Raum für Interpretationen. Während chinesische Kommentatoren triumphierten, dass erstmals in einem offiziellen japanisch-chinesischen Dokument der Inselstreit erwähnt wird, versuchte Abe vor seinem Abflug nach China, die Erklärung zu relativieren, indem er sagte, dass sich die japanische Position zu der Inselfrage nicht geändert habe. Xi Jinping hielt dem japanischen Gast in der Großen Halle des Volkes dann auch eine Gardinenpredigt und mahnte Aufrichtigkeit an.

Aufgrund unterschiedlicher Interpretationen lässt sich deshalb noch nicht von einer Lösung des Insel-Konfliktes sprechen. Wenn aber beide Seiten sich jetzt verpflichten, Konfrontationen zu vermeiden, so ist das eine gute Nachricht, nachdem für einige Zeit militärische Scharmützel im Ostchinesischen Meer möglich erschienen. Auch die Vereinigten Staaten, Japans Schutzmacht, zeigten sich erfreut über die Entspannung.

Die Nachbarn wollen wieder nach vorne schauen

China ließ sich nach diesem Zugeständnis der japanischen Seite erweichen, auf eine Erklärung zu verzichten, nach der der japanischen Ministerpräsident versichert habe, dass er den Yasukuni-Schrein in Tokio, in dem auch japanische Kriegsverbrecher verehrt werden, nicht mehr besuchen wird, berichteten japanischen Medien. China und andere Staaten in Ostasien sehen Besuche im Yasukuni-Schrein als eine Verherrlichung des japanischen Militarismus. Abe, der den Schrein im vergangenen Jahr besucht hat, bezeichnete das als eine private Angelegenheit.

China reagierte auf Abes Besuch im Yasukuni-Schrein mit einer Propagandakampagne, in der die japanische Invasion in China und japanische Kriegsverbrechen in allen Medien ausgebreitet wurden. China warf der Regierung Abe auch vor, Japan wieder auf den Weg des Militarismus bringen zu wollen.

Jetzt wollen die beiden Nachbarn wieder nach vorn schauen. Es soll ein Mechanismus zur Verhinderung von Krisen im umstrittenen Seegebiet eingerichtet werden. Für beide Seiten geht es auch um wirtschaftliche Interessen. Durch die Eiszeit haben auch die Wirtschaftskontakte zwischen den beiden Staaten gelitten. Chinas friedliche Entwicklung sei eine große Chance für Japan und die Welt, sagte Abe jetzt in Peking.

http://www.faz.net/aktuell/politik/japan-und-china-diese-mienen-sagen-alles-13258633.html